Konventionelles und genomisches Züchten
Henrique Schneider im Interview mit Professor für Botanik Klaus Ammann*. Aufgenommen im Zuge der 15. Gottfried-von-Haberler Konferenz 2019 in Vaduz, Liechtenstein.
Zusammenfassung des Konferenz-Vortrags von Klaus Ammann
„Überforderte Gesetzgeber: Was unterscheidet konventionelles und genomisches Züchten?“
Im Prozess der Genübertragung gibt es keine prinzipiellen Unterschiede zwischen natürlicher Mutation und moderner Transgenese aller Art, die Details sind hier zusammengefasst. Das wird von Fundamentalisten immer verschwiegen. Obschon es offensichtlich ist, dass die Resultate mit moderner Genübertragung schneller und wesentlich präziser zu erhalten sind als durch natürliche Mutation, wird dies meist von den Fundamentalisten verschwiegen oder auch falsch dargestellt. Diese Ablehnung der Gentechnologie bei Pflanzen (merkwürdigerweise nicht in der Medizin) beruht nicht auf wissenschaftlichen Prinzipien, sondern auf einer psychologisch verführerischen Stigmatisierung, wie wir sie in der Geschichte der Menschheit immer wieder antreffen. Diese Ziele können sehr verschiedenartig sein. Ein ausführliches Literaturstudium zeigt mit aller Deutlichkeit, dass solche Stigmatisierungsziele auch Bevölkerungsgruppen wie etwa Juden, Hottentotten, Hugenotten, Afroamerikaner, isolierte Gruppen von Muslimen, Christen, Buddhisten etc. treffen können und meist mit tragischen Folgen auch getroffen haben. Gegenwärtig wird nun auf die Gentechnologie mit unwissenschaftlichen, ja geradezu ‚öko-faschistischen’ Begründungen abgelehnt. Es ist an der Zeit, diese mitunter von naivem Aberglauben und Unkenntnis geleiteten Behauptungen beim eigentlichen Namen zu nennen, auch wenn sie manchen Gemütern als völlig übertrieben erscheinen mögen. Eine ideologisch gefärbte Blindheit ist bedauerlicherweise heute in der rein emotionalen Ablehnung der Gentechnologie anzutreffen.
*Klaus Ammann ist ein Schweizer Botaniker und emeritierter Universitätsprofessor. Er tat sich besonders in der Forschung mit und über Flechten (Chemotaxonomie von Mikroflechten), im Biomonitoring sowie bei der Risikobewertung vertikalen Genflusses in Europa hervor. Er hielt seinen Vortrag auf der 15. Gottfried-von-Haberler-Konferenz am 17. Mai 2019 in Vaduz. Konferenz-Thema: “Wenn Vermutungen zum Urteil werden: Die Gentechnologie am Pranger”.