Können GVOs helfen, die Welt zu ernähren?
Henrique Schneider im Interview mit Agrarökonom Matin Qaim*. Aufgenommen im Zuge der 15. Gottfried-von-Haberler Konferenz 2019 in Vaduz, Liechtenstein.
Zusammenfassung des Konferenz-Vortrags von Matin Qaim
„Können GVOs helfen, die Welt zu ernähren?“
Den Hunger in all seinen Formen bis 2030 zu beenden, so wie es die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen vorsehen, wird unterschiedliche Maßnahmen erfordern, unter anderem die Entwicklung und Nutzung neuer Agrartechnologien. In diesem Zusammenhang wird die Rolle gentechnisch veränderter Organismen (GVOs) in der Landwirtschaft kontrovers diskutiert.
Die ersten GVO-Pflanzen wurden Mitte der 1990er Jahre auf den Markt gebracht. Im Jahr 2017 wurden etwa 13% der globalen Ackerfläche mit GVOs angebaut, vor allem herbizid-tolerante und insektenresistente Pflanzen. Der Vortrag gibt einen Überblick über bisherige GVO-Anwendungen mit besonderem Augenmerk auf die Entwicklungsländer. Studien belegen, dass der GVO-Anbau zu Steigerungen der landwirtschaftlichen Erträge und Einkommen sowie zur Armutsreduktion im Kleinbauernsektor beigetragen hat. Darüber hinaus konnten Umwelt- und Gesundheitsvorteile durch die Reduktion chemischer Pestizide gezeigt werden, wobei die Effekte je nach Situation variieren. Mehrere neue GVO-Merkmale – wie Trockentoleranz, verbesserte Stickstoffeffizienz, und höhere Mikronährstoffgehalte – werden derzeit im Feld getestet und könnten noch größere soziale Nutzeneffekte mit sich bringen.
In der öffentlichen Debatte werden die Nutzenpotentiale von GVOs tendenziell unterbewertet, während Technologierisiken überbewertet werden. Kombiniert mit anderen Technologien können GVOs einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Ernährungssicherung und Armutsminderung leisten. Neue Methoden der Genomeditierung könnten die Effizienz der Pflanzenzüchtung noch weiter erhöhen, auch ohne dass dabei Gene über Artgrenzen hinweg übertragen werden müssen. Politische und gesellschaftliche Herausforderungen werden ebenfalls diskutiert.
Video-Mitschnitt des gesamten Vortrags von Matin Qaim auf der Gottfried-von-Haberler Konferenz:
*Matin Qaim ist Matin Qaim ist Experte für Landwirtschaft, Professor für Welternährungswirtschaft an der Universität Göttingen. Er hielt seinen Vortrag auf der 15. Gottfried-von-Haberler-Konferenz am 17. Mai 2019 in Vaduz. Konferenz-Thema: “Wenn Vermutungen zum Urteil werden: Die Gentechnologie am Pranger”.