“ESG” ist die neue Gier
Environmental, Social and Governance heisst der neue Hype in der Finanzwelt. Was immer gemeint ist: Hauptsache Reibach. Was als aktivistischer Schrei der politischen Linke begann, entwickelte sich zu einem Reputationsproblem.
Jetzt haben aber die Fondsmanager an der Wall Street und am Paradeplatz das volle Potenzial von ESG erkannt: Ihre persönliche Besserstellung, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. ESG ist die neue Gier.
Was ist ESG? Umwelt, Soziales und Governance (ESG) sind eine Reihe von Kriterien, um Investitionen zu prüfen. Umweltkriterien berücksichtigen, wie sorgfältig ein Investment gegenüber der Natur ist. Bei den sozialen Kriterien werden Beziehungen des Investitionsobjekts zu Menschen und Gemeinschaften untersucht. Die Governance befasst sich mit den Führungs- und Vergütungsstrukturen des Investments. Manchmal wird ESG auch als Nachhaltigkeit bezeichnet. Doch es ist unklar, in welchem Verhältnis diese zwei offenen – nicht genau umschreibbaren – Begriffe zueinanderstehen.
Darüber hinaus ist es noch immer eine offene Diskussion, ob klimabezogene Kriterien in das E passen oder ob sie etwas Zusätzliches zu ESG sind. In der Diskussion um ESG ist es wichtig, auf das besondere Verhältnis zwischen Investor und Fondmanager hinzuweisen. Das Prinzipal-Vertreter-Verhältnis ist eine Vereinbarung, bei der eine Einheit eine andere Einheit beauftragt, in ihrem Namen zu handeln.
In der Finanzwelt ist typischerweise der Investor der Auftraggeber, und die Fondsmanager sind die Agenten. Im Idealfall sollte der Agent keinen Interessenskonflikt haben, wenn er für seinen Auftraggebers handelt …
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ESG ist die neue Gier
Henrique Schneider ist stellvertretender Direktor beim Schweizerischen Gewerbeverband und Professor of Economics an der Nordakademie Hochschule der Wirtschaft in Elmshorn, Deutschland.