Da droben in Davos
Elite auf dem Gipfel: Weltwirtschaftsforum 2017 in Davos (Bildquelle: Shutterstock, Beitrag: eigentuemlich-frei)
Da droben in Davos – Die selbsternannte Elite hält sich für moralisch überlegen | Wäre das Weltforum in Davos eine Sache der Wirtschaft, würde es für die eigenen Kosten aufkommen. Und Staatschefinnen oder linke Vordenker wären gar nicht eingeladen. Aber das Kürzel stimmt schon: „WEF“ heißt „Welt-Elite-Forum“.
„Elite“ bezeichnet eine Gruppe von Menschen, die sich von der Masse oder vom Durchschnitt abhebt. Im soziologischen Sinne des Wortes handelt es sich um eine Auslese aufgrund von Leistungen und Fähigkeiten. Eine Auslese hat jedoch immer ein Wettbewerbsmoment. Weil sich eine Person derzeit von der Masse abhebt, heißt das noch lange nicht, sie bleibe auf Dauer leistungsfähiger als der Durchschnitt. Und jederzeit kann diese Auslese durch neue Individuen herausgefordert werden. So weit, so gut.
Problematisch wird die „Elite“, wenn eine Gruppe sich selbst als solche stilisiert. Und definitiv zur Gefahr wird die Elite, wenn sie auch noch den Anspruch erhebt, ethisch-moralisch besser zu sein als die anderen Menschen. Und das passiert in Davos. Statt sich wirtschaftlichen Zusammenhängen zu widmen, versammelt sich eine selbsternannte Elite, um uns, der Masse, die Leviten zu lesen.
Globalisierung des Guten
Der neueste Coup der Moralelite ist: Attacken auf die Globalisierung sind schlecht. Das ist nicht utilitaristisch zu lesen. Sie sind nicht schlecht für die Globalisierung. Sie sind an sich, also moralisch, schlecht. Das ist interessant. Denn es war das WEF selbst, das unter lautem Getöse entschied, sich den Globalisierungskritikern zu öffnen. Der Teufel – in diesem Fall die Elitenmoral – steckt eben im Detail. Denn im alpinen Olymp wurde gerichtet. Es wurde befunden, Globalisierungskritik von links sei gut; jene von rechts böse.
Noch viel interessanter ist, wie sich der Begriff der Globalisierung nicht nur in Davos veränderte. Als er die mediale Welt betrat, meinte er die betriebswirtschaftliche Ausdehnung der Wertschöpfungsketten über die ganze Welt. Das hat Kritiker auf den Plan geholt. Im letzten Jahrzehnt fand jedoch auch eine Ausdehnung sämtlicher Weltregularien und Weltregulatoren statt. Globale Standards für Besteuerung, global geächtete Wirtschaftspraxen, automatischer Informationsaustausch in der Steuereintreibung sind Beispiele für diese Regulierungsglobalisierung.
Diese Globalisierung der Überwachung ist jene, die das WEF als moralisch gut bezeichnet. Denn im Gleichschritt mit ihr können globale Unternehmen Wertschöpfungsketten ausdehnen. Aber weil diese Art der Globalisierung eben nicht betriebswirtschaftlich, sondern regulatorisch erfolgt, ist ihr Preis hoch. Die weltumspannende Regulierung verzerrt die Märkte zugunsten der bereits etablierten Firmen. Das Wettbewerbsmoment zwischen Unternehmen, aber auch zwischen Staaten wird gänzlich ausgeschaltet. Damit verstärken sich globale Ungleichheiten …
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