Lügenpresse?
Über Journalismus, Zensur und Political Correctness
Vortrag von Karl-Peter Schwarz
Gottfried-von-Haberler-Konferenz 2017, Vaduz 19. 5. 2017
Das Ansehen der Journalisten war noch nie so schlecht. Nach einer 2016 durchgeführten Umfrage (Forsa) schätzen zwar 82 Prozent der Deutschen die Polizeibeamten, aber nur 44 Prozent die Journalisten. Ein schwacher Trost, dass Beamte mit 34 und Politiker mit 24 Prozent noch schlechtere Noten bekamen.
In nahezu allen Ländern stehen die Medien, insbesondere die Zeitungen, vor stetig wachsenden wirtschaftlichen Problemen. Zwar informieren sich immer noch erheblich mehr Bürger über Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen als über das Internet, aber die Journalisten haben ihr Monopol auf Gewinnung, Verarbeitung, Deutung und Verbreitung der Nachrichten verloren. Das kann heute fast jeder tun, der es will und der es sich zutraut, denn die Kosten der Massenkommunikation waren noch nie so gering und sie sinken weiter.
In der Folge haben sich Funktion und Status der Journalisten dramatisch verändert. In Europa setzte der Niedergang etwa Ende der neunziger Jahre ein, in Amerika um zehn Jahre früher. Donald Trump hat gezeigt, dass Wahlen mittlerweile auch gegen die geballte Macht der Medien gewonnen werden können. Das Problem, das die amerikanischen Journalisten mit dem Präsidenten haben, besteht nicht so sehr darin, dass Trump sie hasst. Ihr wirkliches Problem ist, dass er sie nicht mehr braucht, oder zumindest immer weniger braucht. Trump twittert. In der Massenkommunikation vollzieht sich eine Wende, deren Auswirkungen wir erst allmählich zu begreifen beginnen.
Wie viele meiner Generation hatte ich von Kind an einen enormen Respekt vor dem geschriebenen Wort. Mein Vater war kein Journalist, sondern Beamter in einer österreichischen Kleinstadt, aber wir hatten täglich einen ganzen Stapel Blätter auf dem Tisch. Was wir über die Geschehnisse in der Welt wussten, hatten wir aus den Zeitungen. Das Fernsehen hatte sich als Massenmedium noch nicht durchgesetzt, ein Empfangsgerät war ein Luxusgut, wir hatten jedenfalls keines.
Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren die goldene Ära der gedruckten Zeitungen. Die Bedeutung, die man ihnen zumaß, war enorm.
1949 brachten die Schweizer Monatshefte einen Artikel von Friedrich August von Hayek, der sich ausführlich mit der gesellschaftlichen Funktion der Journalisten und ihren mentalen Konditionierungen beschäftigte. Er hatte den Titel „Die Intellektuellen und der Sozialismus“:
„Es gibt heute nicht mehr viel Geschehnisse oder neue Ideen, von denen der gewöhnliche Mensch anders als durch Vermittlung dieser Klasse etwas erfahren kann. Es hängt von ihr ab, welche Ansichten und Meinungen überhaupt bis zu uns dringen, sie entscheidet, welche Tatsachen wichtig genug sind, um uns mitgeteilt zu werden, und in welcher Form und von welchem Standpunkt wir von ihnen unterrichtet werden …
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Peter Schwarz: Lügenpresse? (DOC, 67kb)
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